Für Langstreckenfans gab es im Juni wenig Gelegenheit, um ausreichend Schlaf nachzuholen: Innerhalb kurzer Zeit standen die drei legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans, Nürburgring und Spa auf dem Kalender. Ein wahres Mammutprogramm, das sowohl von Fans als auch von Fahrern einiges abverlangte.
Einer der Piloten, der sich dieser Herausforderung stellte, war der amtierende WEC-Champion der LMGT3-Klasse, Joel Sturm. In einem exklusiven Gespräch mit Endurance Archive blickt er auf die Tage zurück, in denen er an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden ins Lenkrad griff und dabei einmal mehr sein Talent unter Beweis stellte. Gemeinsam mit seinem Team sicherte er sich ein Podium in der „Grünen Hölle“ und fuhr nur wenige Tage später die Pole-Position des Gold Cup in Spa ein. Ein doppelter Erfolg, der nicht nur fahrerisches Können, sondern auch optimale Vorbereitung erforderte.

Platz drei auf der Nordschleife
Auf dem Nürburgring ging Joel Sturm mit dem Porsche 911 GT3 R des Teams Dinamic GT an den Start und lieferte gemeinsam mit seinen Teamkollegen Bastian Buus, Matteo Cairoli und Loek Hartog eine beeindruckende Performance ab. „Ein solches Rennen auf dem Podium zu beenden, vor allem, wenn niemand damit gerechnet hat, ist unglaublich“, blickt Sturm freudig zurück und fügt hinzu: „Die Anspannung in den letzten Minuten weicht dann einer riesigen Freude und Erleichterung. In dem Moment überwiegen die Emotionen einfach alles und man kann nur noch genießen.“
Regeneration als Schlüssel zwischen den Rennen
Ein Langstreckenrennen allein stellt bereits eine enorme körperliche Belastung dar. Bei ungewöhnlich heißen Temperaturen gleich zwei hintereinander zu bestreiten, ist eine ganz andere Liga.
„Ich bin von vornherein mit dem Bewusstsein an den Start gegangen, dass Spa anstrengender werden würde als der Nürburgring. Deshalb habe ich mir meine Kräfte gezielt eingeteilt, da ich wusste, dass das Rennen mit nur drei Fahrern deutlich intensiver sein würde.“

Sein Fokus, damit er in Spa wieder 100 Prozent geben konnte, lag dabei auf der Regeneration: „Ich habe die Tage davor so gut es ging genutzt, um meine Kräfte zu sammeln und meinen Körper und Kopf zu regenerieren.“
Die Grundlage bildete dabei seine Vorbereitung: „Ich habe mich mit intensivem Training und viel Simulator-Arbeit auf die beiden 24-Stunden-Rennen vorbereitet. Das war natürlich intensiver als vor einem normalen Rennen, aber der grundsätzliche Ablauf war ähnlich. Es kommen dann aber noch besondere Aspekte hinzu, wie Nacht-Trainings im Simulator und die gezielte Vorbereitung auf den wenigen Schlaf.“
Sowohl am Nürburgring als auch in Spa hatten die Piloten mit hohen Temperaturen am Tag und in der Nacht zu kämpfen. „Heiße Temperaturen sind bei einem so langen Rennen immer deutlich stressiger für die Fahrer, da jeder Stint anstrengender ist“, erklärt Sturm.
„Zum Glück haben wir im Porsche eine Klimaanlage. Die lasse ich normalerweise auch immer eingeschaltet, außer in Ausnahmesituationen wie bei Überholmanövern oder in der letzten Rennstunde, wenn ich noch einmal extrem pushen muss. Wenn die Klimaanlage ausfällt, wird es natürlich brachial heiß im Auto – das Problem hatten wir auch in Spa.“
Mit seinem dritten Platz am Nürburgring und der Pole-Position in Spa hat Joel Sturm diesen Sommer erneut bewiesen, dass er als Spezialist auf der Langstrecke gilt, der auch unter extremen Bedingungen Höchstleistungen abrufen kann.
Titelbild © Martin.Motorsport, Bild 2 & 3 © Porsche Newsroom