Die Langstrecken-WM (WEC) ist nicht nur ein Schauplatz für automobile Spitzentechnologie, sondern auch ein Testlabor für Schmierstoffe.
In Katar erhielten wir einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen des Porsche Penske-Teams und konnten dabei in Erfahrung bringen, welche Rolle Forschung und Entwicklung an der Rennstrecke spielen.
Die Partnerschaft zwischen Mobil 1 und Porsche in der WEC geht weit über traditionelles Sponsoring hinaus. Sie repräsentiert einen echten Technologietransfer, bei dem Innovationen aus dem Rennsport direkt in die Produkte der Straßenfahrzeuge einfließen.
Technologietransfer im Fokus
Die Entwicklung von Hochleistungsschmierstoffen für die WEC ist ein komplexer Prozess, der aus mehreren Phasen besteht:
- Laborentwicklung: Chemiker und Ingenieure arbeiten an neuen Molekülstrukturen und Additivkombinationen.
- Simulation: Computermodelle simulieren das Verhalten der Öle unter verschiedenen Bedingungen.
- Praxistest auf der Rennstrecke: Die vielversprechendsten Formulierungen werden in Rennmotoren unter realen Bedingungen getestet.
- Analyse und Optimierung: Nach jedem Rennen werden Ölproben analysiert, um Verschleiß und Leistung zu bewerten.
- Übertragung auf Serienprodukte: Erfolgreiche Innovationen werden für den Einsatz in Straßenfahrzeugen adaptiert.
Die spezifischen Technologien, die Mobil 1 in seinen Rennölen einsetzt, sind entscheidend für die Leistung unter den extremen Bedingungen der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft.
An erster Stelle stehen die vollsynthetischen Basisöle, die Mobil 1 verwendet. Diese bieten im Vergleich zu konventionellen Mineralölen eine deutlich höhere thermische Stabilität und Oxidationsbeständigkeit. Das bedeutet, dass das Öl auch bei den extrem hohen Temperaturen und Belastungen eines Rennens seine Schmiereigenschaften beibehält und nicht so schnell altert.
Ergänzt werden die Basisöle durch sorgfältig abgestimmte Additivpakete. Diese enthalten spezielle Zusätze wie Antioxidantien, um den Alterungsprozess des Öls weiter zu verlangsamen. Weitere Bestandteile sind Detergentien, die den Motor sauber halten und Verschleißschutzadditive, die einen Schutzfilm auf den Metalloberflächen bilden. Die präzise Abstimmung dieser Additive ist entscheidend, um die optimale Leistung unter den Extrembedingungen eines 24-Stunden-Rennens zu gewährleisten.
Eine weitere wichtige Komponente sind die Viskositätsindex-Verbesserer. Dank dieser Polymere behält das Öl seine Fließeigenschaften über einen weiten Temperaturbereich bei. Das ist besonders wichtig, da die Öltemperaturen während eines Rennens stark schwanken können. Ein stabiler Viskositätsindex gewährleistet, dass das Öl sowohl beim Kaltstart als auch unter Höchstbelastung optimal schmiert.
Schließlich setzt Mobil 1 auch spezielle Reibungsmodifikatoren ein. Diese Additive reduzieren die innere Reibung des Öls, was direkt zu einer Verbesserung der Motoreffizienz führt. In einem Rennen, bei dem jedes Zehntel zählt, kann diese Effizienzsteigerung den entscheidenden Unterschied ausmachen.
Die WEC als rollendes Testlabor
Die extremen Bedingungen der WEC-Rennen dienen als ultimativer Prüfstand für neu entwickelte Schmierstoffe. Die gewonnenen Erkenntnisse werden direkt von der Boxenmauer in die Entwicklung von Produkten übertragen, von denen wir tagtäglich auf der Straße profitieren. In der WEC müssen Motoren über Distanzen von bis zu 24 Stunden Höchstleistungen erbringen, was enorme Anforderungen an die Schmierstoffe stellt:
- Langfristiger Verschleißschutz: Die Öle müssen über die gesamte Renndistanz einen stabilen Schmierfilm aufrechterhalten, um Motorkomponenten vor Verschleiß zu schützen.
- Effizienz in Hybridmotoren: Mit der zunehmenden Elektrifizierung müssen die Öle speziell auf die Anforderungen von Hybridantrieben abgestimmt sein.
- Verhinderung von Ablagerungen: Bei Temperaturen von über 300°C im Verbrennungsraum, müssen die Öle Ablagerungen verhindern, die die Motorleistung beeinträchtigen könnten.
- Viskositätsstabilität: Das Öl muss seine Fließeigenschaften über einen weiten Temperaturbereich beibehalten, von Kaltstarts bis zu Höchstbelastungen.
Fazit: Mehr als nur Marketing
Die Verbindung zwischen Rennsport und Alltagstechnik ist ein Treiber für Innovation und Qualität. Jede Runde im Rennen bringt echten Mehrwert für unseren Alltag von Morgen. Die extremen Anforderungen der WEC dienen als Katalysator für die Entwicklung von Schmierstoffen, die auch unter normalen Bedingungen für bessere Effizienz und längere Lebensdauer der Motoren sorgen.
Dieser Technologietransfer unterstreicht die Bedeutung des Motorsports als Innovationsmotor für die gesamte Automobilindustrie. Er zeigt, dass hinter jedem Erfolg auf der Rennstrecke eine Technologie steckt, die auch unsere täglichen Fahrten sicherer, effizienter und umweltfreundlicher machen kann.
Noch mehr Einblicke hinter die Kulissen des Langstrecken-Sports gibt es hier.
Bilder © Endurance Archive (Walter Schruff)