Beim Lone Star Le Mans zeigte Porsche die beste Performance und sicherte sich unter unberechenbaren und wechselhaften Bedingungen den ersten Sieg der Saison 2025.
Die sonst auf dem Circuit of The Americas wichtige Pole-Position war beim sechsten Lauf der FIA WEC bedeutungslos. Strategische Wechsel, Starkregen und unvorhersehbare Überraschungsmomente dominierten das diesjährige 6-Stunden-Rennen.
Ein Rennen voller Wendungen
Der Lone Star Le Mans 2025 begann so turbulent wie selten zuvor. Über Texas ging ein stundenlanger Starkregen nieder, der das Rennen von Anfang an auf den Kopf stellte. Die ersten zwei Stunden verbrachten die 36 Fahrzeuge fast ausschließlich hinter dem Safety Car und unter roten Flaggen.
Die ersten Positionsverluste ließen nicht lange auf sich warten: Porsche-Pilot Matthieu Jaminet drehte sich spektakulär im nassen Asphaltband. BMW wurde frühzeitig durch einen Hybriddefekt gestoppt, die Peugeot-Mannschaft #93 handelte sich eine Drive-Through-Strafe wegen eines Boxenvergehens ein.
Trotz langwierigen Reparaturen und zahlreichen Neutralisierungen ging es erst nach knapp zwei Stunden mit echten Rennduellen los. Der AF Corse-Ferrari #83 mit Phil Hanson führte das Feld zurück auf die Strecke, konnte sich aber unter den Extrembedingungen nur schwer behaupten.

Kampf um die Spitze: Ferrari und Porsche im Fokus
Kaum war das Rennen freigegeben, begann das Taktik-Spiel zwischen Ferrari, Porsche und den Herausforderern von Peugeot und Aston Martin. Hanson im #83 Ferrari zog das Tempo an, Calado im #51 Ferrari folgte dicht dahinter. Porsche mischte mit dem Werkswagen #6 und den beiden Markenkollegen ebenfalls vorne mit.
Doch wieder und wieder zwangen Unfälle – etwa die Crashes von Alpine und Aston Martin am Turn 4/5-Komplex – die Rennleitung zur Safety-Car-Phase und sorgten für Verschiebungen im Klassement. Das Streckenteam leistete über die Renndistanz hinweg in Rekordzeit Aufbauarbeit an den Barrieren.
Mit dem nächsten Neustart verteidigte Ferrari die Führung, während Porsche sich zur Attacke bereitmachte. Matt Campbell in der #6 nutzte einen fehlerfreien Mittelstint, ehe Kévin Estre bei einem Safety-Car-Restart gegen Alessandro Pier Guidi entschlossen ansetzte. In Turn One gelang die entscheidende Attacke, der Porsche lag nun vorne.
Die wechselnden Wetterbedingungen verlangten den Fahrern eine taktische Glanzleistung ab, denn der Asphalt trocknete zum Ende hin langsam. Das Team Penske Pokerte mit Reifenentscheidungen und baute nach jedem Neutralisations-Intervall den Vorsprung in kleinen Schritten weiter aus.

Porsche siegt dank meisterhafter Rennausführung
Im weiteren Rennen überzeugte Estre mit Ruhe. Jeder Führungswechsel wurde mit schnellen Runden und kontrolliertem Risiko abgewehrt. Porsche Penske Motorsport holt mit knapp zehn Sekunden Vorsprung seinen ersten Sieg in der laufenden FIA WEC-Saison. Miguel Molina brachte den Ferrari #50 auf Rang zwei durchs Ziel.
Peugeot feiert mit den Plätzen drei und vier das beste Ergebnis seit dem Einstieg in die FIA WEC. Alessandro Pier Guidi wurde nach einem Reifenschaden zurückgeworfen, schaffte aber mit kämpferischem Einsatz eine spektakuläre Aufholjagd. Am Ende steht Rang fünf – und die Tabellenführung wird knapp verteidigt.
Der privat eingesetzte Ferrari #83 kann mit Rang sieben leben und sichert AF Corse die frühzeitige Hypercar-Teamkrone. Cadillac und Aston Martin kämpfen sich ebenfalls in die Top-10, wobei der São-Paulo-Sieger trotz Aufholjagd nicht über Rang acht hinauskommt.

LMGT3: Reifenpoker und Drama bis zur Ziellinie
Auch bei den LMGT3-Fahrzeugen drehte sich alles um Strategie und Durchhaltevermögen. Proton Competition mit dem Ford Mustang #77 dominierte zunächst Teile des Rennens. Doch abtrocknende Bedingungen zwangen die Teams zu mutigeren Reifenwechseln und risikoreichen Schlussattacken.
Wenige Minuten vor Schluss übernahm Ferrari mit Davide Rigon kurz die Führung, doch eine Zeitstrafe nach Kontakt warf das Team zurück. Dieser Umstand bescherte United Autosports im McLaren #95 seinen ersten WEC-Klassensieg. der zweite Platz ging an den BMW #46 (Team WRT), gefolgt vom Vista AF-Corse Ferrari #54. Der beste Ford Mustang (#77) musste sich am Ende mit Rang sechs begnügen.
Die Zeitstrafen und technische Defekte mischten das Fled insgesamt heftig durch. Von den Iron Dames, über den Manthey-Porsche bis hin zum Akkodis ASP Lexus mussten viele Favoriten Federn lassen ohne Chancen auf den Sieg.

Rennhöhepunkte, Rückschläge und wissenswertes
Das Rennen war reich an bemerkenswerten Momenten. Unfälle häuften sich, die engen Duelle zwischen Ferrari, Porsche und Peugeot sorgten für Adrenalin und taktische Finessen. Besonders Peugeot zeigte sein bisher stärkstes WEC-Gesicht und katapultierte zwei Autos auf die Plätze drei und vier – ein Meilenstein für das französische Werksteam.
In der LMGT3-Kategorie zeigte sich, wie unbarmherzig Langstreckenrennen sein können. Reifenwechsel zur letzten Sekunde, Strafen wegen Berührungen, große Namen am Limit. McLaren und United Autosports schrieben mit ihrem Überraschungssieg Geschichte.
Das Lone Star Le Mans 2025 bleibt ein Paradebeispiel, wie Wetterextreme, Strategie und Teameinsatz die Dynamik eines Langstreckenrennens prägen können. Die Entscheidung über Reifen, das Erkennen des richtigen Moments für Attacken und ein kühler Kopf am Steuer waren der Schlüssel.
Porsche hat gezeigt, wie man ein Rennen perfekt ausführt, und McLaren holt sich seinen ersten Triumph in der LMGT3-Klasse. Ferrari muss seine Titelambitionen nach Rückschlägen auf Fuji vertrösten, während Peugeot langsam in die Liga der Spitzenteams vorrückt.
Die kompletten Rennergebnisse gibt es hier zum nachlesen.
Bilder © Alessandro Sala